Am 1. Juni 2023 fand in der großen Tennishalle des TC Bad Essen ein äußerst interessantes Heimspiel Wissenschaft statt. Prof. Dr. Torben Kuhlenkasper, Professor für Quantitative Methoden der Wirtschaftswissenschaften an der Hochschule Pforzheim und Experte für die Analyse komplexer, nicht-linearer Zusammenhänge, beantwortete dort fesselnde Fragen über menschliches Verhalten und Risikobereitschaft.

Verbindung von Mathematik und Sport

Ziel des Projektes war ein besseres Verständnis unseres Risikoverhaltens © Foto: Yorick Fastenrath

Heimspiel Wissenschaft, ein Projekt, das Wissenschaftler:innen aus ländlichen Regionen zurück in ihre Heimatorte bringt, bot die perfekte Plattform für diesen außergewöhnlichen Vortrag. In der kleinen niedersächsischen Gemeinde Bad Essen, bekannt für ihre Solequelle und Fachwerkhäuser, wurde die Tennishalle zum Schauplatz einer spannenden Verbindung von Mathematik und Sport. Über 80 interessierte Zuhörerinnen und Zuhörer kamen, um mehr über diese Verbindung zu erfahren.

Die Analyse von Tennisdaten erwies sich als Schlüssel zur Beantwortung wichtiger Fragen über das menschliche Verhalten bei Gewinnen und Verlusten. Die Erkenntnisse dieser Studie gaben Aufschluss darüber, wann Menschen bereit sind, mehr Risiken einzugehen und wann sie sich eher vorsichtig verhalten. Viele Menschen nehmen bei einem anstehenden Verlust mehr Risiko in Kauf als bei einem bevorstehenden Gewinn. Dieses Verhalten lässt sich in der Gesellschaft überall beobachten und im Tennis genau analysieren und mathematisch auswerten. Für die Theorie hinter diesen Beobachtungen erhielt der weltbekannte Psychologe Daniel Kahnemann im Jahr 2002 den Nobelpreis. Ein Forscherteam aus Psychologen, Ökonomen und Prof. Dr. Torben Kuhlenkasper als Mathematiker wollte es genau wissen und hat im Profitennis analysiert, wann Menschen mehr ins Risiko gehen und wann sie sich vorsichtiger verhalten. Die besondere Bedeutung dieses Projekts lag darin, dass es nicht nur Einblicke in das Verhalten von Tennisspielern ermöglichte, sondern auch eine Brücke zu unserem eigenen Risiko-Verhalten in der Gesellschaft schlug. Die Verbindung von Mathematik und Sport enthüllte ein tieferes Verständnis für unsere psychologischen und ökonomischen Entscheidungen, wenn es um potenzielle Belohnungen oder Verluste geht.

Interaktiver Vortrag direkt auf dem Tennisplatz

Torben Kuhlenkasper veranschaulicht verschiedene Aufschlagsziele mit Kreuzen auf dem Tennisplatz © Foto: Yorick Fastenrath

Während seines interaktiven Vortrages direkt auf dem Tennisplatz konnte Torben Kuhlenkasper bildlich erklären, wohin und mit welchem Risiko in bestimmten Spielsituationen professionelle Tennisspieler und -spielerinnen aufschlagen – und mit einem höheren Risiko beim Aufschlag versuchen einen Vorteil zu generieren oder eben nicht. Die interaktive Vortragsart animierte das Publikum zu verschiedensten Nachfragen, unter anderem zum unterschiedlichen Risikoverhalten von Frauen und Männern oder möglichen Erkenntnissen für das eigene Tennisspiel. Für die Fragen, für die es während des Vortrages keinen Platz gab, stand Torben Kuhlenkasper im Anschluss parat. Bei Getränken in der zur Tennishalle gehörenden Vereinsklausel wurde noch einige Zeit nach dem Vortrag über die unterschiedlichen Aspekte des Vortrages diskutiert.

Das Heimspiel Wissenschaft in Bad Essen war nicht nur eine bemerkenswerte Vortrag über die Möglichkeiten der mathematischen Wissenschaft, sondern auch eine Erweiterung unseres Wissens über menschliches Verhalten und die Rolle der Mathematik in unserem täglichen Leben. Es erinnerte uns daran, dass die Faszination der Wissenschaft nicht an den Grenzen von Forschungslaboren endet, sondern dass sie überall stattfinden kann – sogar auf dem Tennisplatz.

Projekt Heimspiel Wissenschaft

Torben Kuhlenkasper beantwortet die Fragen der interessierten Zuhörer:innen © Foto: Yorick Fastenrath

Heimspiel Wissenschaft bringt Wissenschaftler:innen, die aus ländlichen Regionen stammen, zurück in ihre Heimatorte. Dort erzählen sie, worüber, wie und warum sie forschen und was das mit unser aller Leben zu tun hat. So wird Wissenschaft und Forschung in der Kneipe um die Ecke, im Gemeindehaus, im Sportvereinsheim oder auf dem Dorfplatz greifbar. Heimspiel Wissenschaft ist ein BMBF-gefördertes Verbundprojekt der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), der Wissenschaftskommunikationsagentur con gressa und dem CAPAS #WisskommLab an der Universität Heidelberg.

 

Autor: Yorick Fastenrath, con gressa GmbH

 

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