Eine Frau, Christine Preiser, hält einen Vortrag vor einem Heimspiel. Ein Roll-Up steht im Hintergrund, auf dem steht "Heimspiel Wissenschaft". Vor ihr sitzt ein gesmichtes Publikum und hört gespannt zu.

Christine Preiser während ihres Vortrages in Ühlingen © Jörg Weiss

Zuallererst: Keine Arbeit zu haben, sei besonders gesundheitsbelastend. Arbeitslosigkeit könne psychische und physische Erkrankungen verstärken oder mitverursachen. Sicher sei aber natürlich auch, dass Arbeit krank machen könne, stellte Dr. Christine Preiser gleich zu Beginn ihres Vortrags klar. Die aus Ühlingen-Birkendorf stammende Soziologin erforscht den Zusammenhang zwischen Arbeit und Gesundheit. Am 31. Januar um 19 Uhr erzählte Dr. Preiser im Rathaus ihrer Heimatgemeinde von ihrer Forschung. Ihr Vortrag hatte den Titel „Das Zusammenspiel von Arbeit und Gesundheit. Perspektiven einer Soziologin in der Arbeitsmedizin“.

Perspektiven einer Soziologin

Gefahren reichen von Unfällen, über Gefahrenstoffe, bis hin zu Schichtarbeit oder Belastung durch Stress. Um diese Risiken zu verhindern oder zumindest zu mindern, gäbe es den Arbeitsschutz und die Arbeitsmedizin. Dr. Preiser ist aber keine Medizinerin. Als Soziologin interessiere sie sich für das Zwischenmenschliche: „Meine Arbeit beginnt ab drei Personen, erst dann wird es spannend für mich“, erläutert Preiser. Sie schaue auf die Dynamik in der Gruppe, auf den Umgang miteinander und auf die Rahmenbedingungen am Arbeitsplatz. Das unterscheide sie von Arbeitsmediziner:innen, die sich der Situation einer Einzelperson widmen. In ihrer Forschung beobachte sie Menschen bei ihrer Arbeit. Sie führe Interviews, schaue Menschen „über die Schulter“. Und manchmal, wenn sie darf, mache sie Ton- oder Bildaufnahmen, die sie im Anschluss analysiere. So arbeite eine Soziologin.

Das Ding mit dem Stress

Dann wurde es spannend in ihrem Vortrag: „Das Ding mit dem Stress“, stand in großen Buchstaben auf Dr. Preisers Präsentationsfolien. Jeder Mensch kenne sicherlich Stress. Die Ursachen seien vielschichtig. Lösungen lägen dabei oft auch auf der Organisationsebene: „Wie wird Arbeit im Betrieb verteilt? Wie sind die Arbeitszeiten, und die Abläufe und die Kommunikationswege? Wieviel Handlungsspielraum haben die Mitarbeitenden? Passt die Qualifikation zur Aufgabe? Und vieles mehr.“ Was die Sache verkompliziert: „Im Vergleich zu Gefahrenstoffen gibt es leider keine Grenzwerte für Stress. Wieviel Stress ist noch in Ordnung? Ab wann wird es gefährlich?“

Der Moderator Jörg Weiss übergibt an die Vortragende Christine Preiser ein Geschenk für den Vortrag.

Jörg Weiss bedankt sich für den spannenden Vortrag mit regionalen Spezialitäten © Sheraz Khan

Fragen über Fragen

Nach 45 Minuten begann dann die Fragerunde. Dabei wurde Christine Preiser von einem Moderator aus dem Projektteam unterstützt: Ob die Menschen heute mehr Stress hätten als vor 30 oder 40 Jahren. Was man tun könne, wenn man im falschen Beruf feststeckt und warum so viele Menschen beim Renteneintritt krank werden. Was Christine Preiser von einer 4-Tage-Woche halte. Und welche Qualitäten eine gute Führungskraft idealerweise mitbringen müsse. Dann gab es auch ein paar Fragen zu ihrem Beruf als Forscherin: Wie viele Menschen in ihrer Forschungsgruppe arbeiten würden und welche Berufsgruppen an ihren Studien teilnehmen, wollte ein Teilnehmer wissen. Nach gut 30 Minuten „Frage und Antwort“ beendete der Moderator die Veranstaltung und lud ein, noch bei Getränken und Laugengebäck zu verweilen. Viele Gäste nutzen die Gelegenheit, Christine Preiser persönlich Fragen zu stellen oder untereinander weiter zu diskutieren.

Und wieder der Stress

Etwa 40 Personen kamen zum Heimspiel von Dr. Christine Preiser. Darunter waren einige Familienangehörige und Bekannte, ein Großteil kam über das Netzwerk des ortsansässigen Dorfvereins „Jung und Alt“. Viele erfuhren über den Vortrag aus der Lokalzeitung. Und eigentlich hatten sich sogar noch mehr Personen angemeldet, die aber leider absagten: Es gäbe Stress auf der Arbeit und sie würden es nicht schaffen, hieß es. Ob ihnen die Parallele bewusst war?

 

Autor: Jörg Weiss, con gressa GmbH

 

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