Diese Veranstaltung kombiniert eine Weinverkostung mit wissenschaftlichem Input aus zwei Perspektiven: Dr. Sophia Müllner und Richard Zinken. Wein gehört zu den ältesten Kulturpflanzen der Welt. Manche Rebsorte hat nachgewiesenermaßen eine über 2000 Jahre alte Historie. Möglich macht das die vegetative Vermehrung, also das Abschneiden von Ästen und Einpflanzen dieser. Doch dadurch, dass Rebsorten durch Klonen erhalten wurden, konnten sie sich nicht an sich ändernde Umwelteinflüsse anpassen. Speziell die Globalisierung machte den Reben zu schaffen, denn Ende des 19. Jahrhunderts wurden aus Nordamerika verschiedene Schadorganismen eingeschleppt. Besonders bekannt und gefährlich für den europäischen Weinbau zeigten sich die Verursacher Echter und Falscher Mehltau, sowie die Reblaus. Während man der Reblaus durch Pfropfung (also aufstecken gut schmeckender Rebsorten auf resistente Unterlag-Sorten) sehr erfolgreich Einhalt gebieten konnte, sah man sich den Mehltau-Erregern nahezu hilflos gegenüber. Die fungizide Wirksamkeit von Kupfer wurde entdeckt und erste Züchtungsversuche starteten, doch lange konnte der Geschmack nicht überzeugen. Etwa 150 Jahre später können neue Rebsorten können einen Beitrag zur Nachhaltigen Landwirtschaft leisten.
Sophia Müllner kommt gebürtig aus dem Rheingau. Bedingt durch einen familiären Umzug machte sie ihr Abitur in Leverkusen, bevor sie zum Studium wieder ins Rheingau zurückkehrte. In Mainz studierte sie Biologie und konzentrierte sich hier früh auf Pflanzenkrankheiten (Erreger der Blattdürrekrankheit bei Weizen). Bei einem Auslandaufenthalt in England arbeitete sie außerdem zum Erreger der Reisbrand-Krankheit. Daher führte sie auch ihre Doktorarbeit bei Pflanzen-Pathogen-Interaktionen durch. 2021 promovierte sie zu Resistenzeigenschaften bestimmter Rebsorten und den molekularbiologischen Hintergründen dazu. Seit 2020 betreibt sie Wissenschaftskommunikation mittels ScienceSlams (unterhaltsame Kurzvorträge über das eigene Forschungsthema) und ist seit 2021 für den Verein Öko-Progressives Netzwerk tätig, der sich für wissenschaftsbasierte Landwirtschaft einsetzt.
Die Veranstaltung findet im “Dorfleben”, dem Dorfladen mit Café in Weyher in der Pfalz, statt. Das “Dorfleben” befindet sich im Alten Rathaus, einem historischen Gebäude aus dem Jahr 1608, dessen schneckenförmiges Sandsteintreppenhaus eine besondere Attraktion ist. Gastgeber ist Richard Zinken, der nach einem Studium der Physik als Wissenschaftsjournalist und später als Verlagsleiter bei Spektrum der Wissenschaft in Heidelberg und Scientific American in New York arbeitete. Nach seiner Rückkehr aus den USA gründete er die Naturweinwelt GmbH mit dem Ziel, die Bekanntheit dieser besonderen Weinen und das Wissen über sie zu steigern: Spontanvergoren, ohne Zusätze gereift, ungefiltert und möglichst nicht oder nur wenig geschwefelt.
Seit 2021 lebt er in der Pfalz, wo er neben dem Naturweinhandel den Dorfladen führt und versucht, mit dem “Café Dorfladen” einen Kommunikationsort für die Bürgerinnen und Bürger ebenso wie für die Gäste von Weyher zu erschaffen.
Diese Veranstaltung wird im Rahmen eines #WisskommLab am Käte Hamburger Kolleg für Apokalyptische und Postapokalyptische Studien (CAPAS) an der Universität Heidelberg organisiert.
Um Anmeldung per E-Mail wird gebeten:
david.plessy@capas.uni-heidelberg.de