„Heimspiel“ gibt es ab sofort auch in der Schweiz. Das Geschwister-Projekt soll Forschung fern der großen Zentren erlebbar machen. Auch in der Schweizer Ausgabe werden Wissenschaftler*innen an ihren Herkunfts- oder Bezugsort zurückkehren und erzählen – von ihrem Werdegang und ihrer Leidenschaft für die Forschung. Das Projekt ist eine Zusammenarbeit der Schweizerischen Akademien der Geistes- und Sozialwissenschaften (SAGW) und der Stiftung Science et Cité. „Wir freuen uns sehr darauf, das Konzept nun in der Schweiz auszuprobieren“, sagt Flurin Beuggert, Projektleiter des Heimspiels bei der Stiftung Science et Cité. Wir haben Flurin einige Fragen zu den Heimspielen in der Schweiz gestellt:
Wie ist die Idee entstanden, ein eigenes Projekt wie Heimspiel Wissenschaft in der Schweiz zu initiieren?
Flurin Beuggert: Gemeinsam mit unseren Partnern von der Schweizerischen Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften (SAGW) waren wir letztes Jahr auf der Suche nach einem neuen Format, um die Geistes- und Sozialwissenschaften in der Öffentlichkeit sichtbarer zu machen und der breiten Bevölkerung auf persönliche Art näherzubringen. Schon länger versuchen wir zudem mit unseren Projekten und Themen auch den ländlichen und kleinstädtischen Raum vermehrt zu erreichen.
Die Idee vom Heimspiel hat eine Mitarbeiterin von einer Konferenz in Deutschland mitgebracht. Das Konzept überzeugte uns sofort: Es ist einfach verständlich, unkompliziert in der Umsetzung und ermöglicht es, auch neue Zielgruppen zu erreichen. Zudem passt es perfekt zu unserer Herangehensweise, Wissenschaft über persönliche Begegnungen und den direkten Dialog zu vermitteln.
Welche inhaltlichen Schwerpunkte, Ziele oder Visionen bringt ihr in eure eigene Version des Projekts ein?
Flurin: Im Gegensatz zum deutschen Heimspiel treten bei uns durch die Zusammenarbeit mit der SAGW ausschließlich Geistes- und Sozialwissenschaftler:innen auf. Diese Disziplinen sind oftmals weniger sichtbar in der Öffentlichkeit als naturwissenschaftliche Fächer, obwohl ihre Themen im gesellschaftlichen Diskurs sehr präsent und für uns alle relevant sind. Selbst im näheren Umfeld der Forschenden fehlt häufig ein konkretes Bild ihrer Arbeit, ihres Alltags und ihrer Fragestellungen.
Wir möchten den Menschen im vertrauten Rahmen Einblicke in diese teils wenig bekannten Disziplinen geben und einen Raum für Diskussionen über ihre Erkenntnisse und ihre gesellschaftliche Bedeutung schaffen.
Welche Partner arbeiten gemeinsam an Heimspiel Wissenschaft in der Schweiz?
Flurin: Nachdem wir in den letzten Jahren viele Projekte im naturwissenschaftlichen Bereich durchgeführt haben, beschlossen wir 2025 angesichts verschiedener gesellschaftlicher Umwälzungen und Krisen wieder ein geistes- oder sozialwissenschaftliches Projekt zu lancieren. Daraufhin haben wir Kontakt mit der SAGW aufgenommen, die wie wir zum Verbund der Akademien der Wissenschaften Schweiz gehört. Sie hatten ebenfalls bereits die Idee eines Outreach-Projekts gefasst, es war aber bisher noch nicht dazu gekommen. Unser Knowhow zu Dialogformaten und ihr Netzwerk in den Geistes- und Sozialwissenschaften ergänzen sich bestens.
Zusätzlich arbeiten wir jeweils mit Partnern vor Ort wie Vereine, Bibliotheken, Gemeinden und Schulen zusammen.
Wie habt ihr euer erstes Heimspiel in der Schweiz erlebt?

Das erste Schweizer Heimspiel in Zofingen, © Science et Cité
Flurin: Es war ein sehr stimmungsvoller und erfolgreicher Auftakt mit über 100 Besuchenden. Die erste Durchführung fand in einem charmanten ehemaligen Kino in Zofingen, einer Schweizer Kleinstadt im Kanton Aargau, statt. Das Thema Schweizer Dialekte – im Fokus stand ein Professor der Sprachwissenschaften – war ideal für den Auftakt des Projekts. Es ist zugänglich, identitätsstiftend und ermöglicht viele Bezüge zum Ort und zur Region. Dementsprechend lebhaft war auch die Diskussion am Ende des Events und beim anschließenden Getränk.
Es hat mich positiv überrascht, dass auch Kinder – teilweise aus dem Umfeld des Referenten – am Event teilgenommen haben. Das hat die Atmosphäre noch unkomplizierter und familiärer gemacht.
Welche nächsten Schritte plant ihr für das Projekt?
Flurin: Schon geplant sind zwei Veranstaltungen im Herbst im Kanton Jura in der französischsprachigen Schweiz und im Kanton Bern mit einer Medizinhistorikerin bzw. einer Politologin. Spätestens ab nächstem Jahr sollen dann deutlich mehr Veranstaltungen stattfinden, andere Regionen erreicht und neue Disziplinen vertreten sein. Zudem soll es eine eigene Projekt-Website geben; ein frisches Visual ist ebenfalls in Produktion. Bereits nach der ersten Veranstaltung erreichten uns viele positive Rückmeldungen zum Konzept – und auch schon vereinzelte Kooperationsanfragen. Das stimmt uns sehr positiv für die Zukunft des Projekts.
Die Schweizer Heimspiele findet ihr auch bei uns auf der Projekt-Homepage unter „Heimspiele“.