Das Wiesenttal in der Fränkischen Schweiz zeichnet sich nicht nur seinen malerischen Flusslauf, saftig grüne Wiesen, idyllische Streuobstwiesen und imposante Felslandschaften aus. Was vielen nicht bekannt ist: hier wurden auch wichtige Entdeckungen in der Physik und Materialwissenschaft gemacht: Die Arbeiten des Physikers Walter Schottky und anderer Kolleginnen und Kollegen im Siemens-Labor im Schloss Pretzfeld führten dazu, dass die deutsche Halbleiterforschung in den 50er Jahren weltweite Bedeutung erlangte. Hier wurde zum Beispiel eine bahnbrechende Methode zur Herstellung hochreiner Siliciumkristalle entwickelt.

Und auf Burg Feuerstein – die eigentlich gar keine Burg ist, sondern ein 1941 im mittelalterlichen Stil gebautes Geheimlabor – forschte der Physiker Oskar Vierling im Bereich Nachrichten- und Hochfrequenztechnik und Verschlüsselungstechnologien. Er entwickelte mit der heute noch bestehenden Firma eine Vielzahl weiterer technologischer Innovationen. Auch dort, wo man es ebenso wenig wie das Geheimlabor vermuten würde: zu den Erfindungen gehörte auch das TED-System, das Zuschauer*innen von Fernsehsendungen eine Abstimmung per Telefon ermöglicht, erstmals 1984 bei „Wetten, dass…?“ eingesetzt.

Aber auch Technikgeschichte ist im Wiesenttal ganz im Wortsinne erfahrbar: Frankens erste Museumsbahn fährt regelmäßig mit historischen Dampf- und Dieselgetriebene Zügen auf der vereinseigenen Strecke Ebermannstadt-Behringersmühle.

Diese drei Aspekte kamen nun beim letzten WisskommLab Heimspiel im November 2024 zusammen: als Vortragende konnten wir als ausgewiesen Experten den gebürtigen Ebermannstädter Prof. Dr. Robert Weigel, ehemaliger Inhaber des Lehrstuhls für Technische Elektronik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und Prof. Dr. Georg Müller, ehemaliger Professor für Werkstoffwissenschaften an der FAU und früherer Leiter der Abteilung Kristallzüchtung am Erlanger Fraunhofer Institut für Integrierte Systeme und Bauelementetechnologie (IISB) gewinnen. Das WisskommLab fand in Zusammenarbeit mit dem Verein Dampfbahn Fränkische Schweiz als Sonderfahrt auf der Museumsbahn durch das Wiesenttal statt. Dr. Nils Pickert, bei der Museumsbahn engagiert, berichtete während der Fahrt, wie er vom Physiker zum ehrenamtlichen Zugführer und Dampflokheizer in Ausbildung wurde.

Der Einladung, verbreitet über den Museumsbahn-Verein und den Fränkische Schweiz Verein, folgten 70 Personen an einem herbstlichen Novemberwochenende. Die Fahrt war binnen weniger Tage ausgebucht, mehr war leider aufgrund der Größe des Bahnhofsgebäudes in Behringersmühle als Ort für die Vorträge nicht möglich. Die beiden Wissenschaftler Prof. Dr. Robert Weigel und Prof. Dr. Georg Müller führten dort in ihren Vorträgen in die Geschichte und Forschung von Schottky und Vierling ein, und welche Bedeutung die Technologien und Entdeckungen noch heute haben. Während sich die Teilnehmenden im gemütlichen und schon im Voraus weihnachtlich geschmückten Zug auf der Rückfahrt von den zugegeben etwas kühlen Bedingungen im Bahnhofsgebäude wieder aufwärmen konnten, gingen die Gespräche untereinander und mit den Vortragenden weiter. Das Fazit, das wir mitgenommen habe, war einhellig: die Verbindung einer Museumsbahnfahrt mit Eindrücken aus der Wissenschaft und Einblicke in kaum bekannte Regionalgeschichte kamen super an. Die meisten äußerten den Wunsch, das gerne wiederholen zu wollen – allerdings noch lieber im Sommer.

Autor: Philipp Schroegel

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