Volle Bühne, volles Publikum

In der Adventszeit 2023 gab es in Lauffen am Neckar nicht nur Glühwein und Lebkuchen, sondern auch jede Menge Physik: Am 14. Dezember lud der Exzellenzcluster Matter and Light for Quantum Computing ML4Q (Materie und Licht für Quantencomputer) gleich drei Physikprofessor*innen für die WisskommLab Veranstaltung “Physik, made in Lauffen” ein. Reinhold Egger (Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf), Frank Wilhelm-Mauch (Universität des Saarlandes) und Petra Schwille (Max-Planck-Institut für Biochemie) kamen zurück in ihre Heimatstadt Lauffen für Kurzvorträge über ihre Forschung und eine gemeinsame Diskussion, die vom Wissenschaftsjournalisten und gleichermaßen Sohn der Stadt Wolfgang Hess (früherer Chefredakteur von Bild der Wissenschaft) moderiert wurde.

Die Veranstaltung war mit etwa 200 Personen sehr gut besucht. Unter den Zuhörern waren Einwohner Lauffens aller Altersgruppen, darunter viele Schüler der örtlichen Schule, sowie die Bürgermeisterin der Stadt. Die Stimmung war gut, das Publikum war interessiert und stellte eifrig Fragen.

Jede*r Professor*in hielt einen kurzen Vortrag über ihren/seinen akademischen Werdegang und ihre aktuellen Forschungsprojekte. Die Präsentationen enthielten Erläuterungen und Hinweise zu ihrer aktuellen Arbeit und den praktischen Auswirkungen, die ihre Projekte haben würden. Aber auch einige nostalgische Fotos aus ihrer eigenen Schulzeit in Lauffen waren in den Präsentationen zu entdecken.

Nach den Vorträgen nahmen die drei Professor*innen an einer Podiumsdiskussion teil, die von Wolfgang Hess moderiert wurde. Während Herr Hess Fragen stellte, konnten die Professor*innen abwechselnd oder gemeinsam auf die Fragen eingehen und dabei auf den Antworten der anderen aufbauen. Die unterschiedlichen und sich überschneidenden Interessen der Redner*innen sorgten für eine lebhafte und anregende Diskussion untereinander.

Die Stadthalle Lauffen war ein passender Veranstaltungsort für ein so großes und gut besuchtes Heimspiel.

Die Stadthalle Lauffen war ein passender Veranstaltungsort für ein so großes und gut besuchtes Heimspiel. © Foto: David Plessy

Das Publikum war anschließend dazu angehalten, sich an der Diskussion zu beteiligen und den Professor*innen selber Fragen zu stellen. Neben detaillierteren Erkundigungen zu den Vorträgen und den Forschungsprojekten drehten sich einige Fragen auch um die eher praktischen Aspekte des Lebens als Wissenschaftler*in.

Dank der starken Beteiligung von ML4Q und insbesondere von Marian Barsoum wurde das Heimspiel zu einem großen Erfolg. Ohne ihre Unterstützung wäre die Veranstaltung in dieser Form nicht möglich gewesen. Unser Projekt #WisskommLab@CAPAS ist froh über und dankbar für die erfolgreiche Zusammenarbeit.

Zurück zur Schule

Zusätzlich zu ihren Vorträgen hatten die Professor*innen die Idee, am nächsten Tag ihre alte Schule in Lauffen (das Hölderlin Gymnasium) zu besichtigen und dort einem Physik LK einen Besuch abzustatten.

Die Professor*innen waren begeistert, ihre alte Schule wieder zu sehen und zu erfahren, was sich seit ihrer Zeit dort verändert hatte und was gleich geblieben war. Sie bemerkten schnell, welche Gebäude noch aus ihrer eigenen Zeit an der Schule stammten und welche renoviert oder sogar neu gebaut worden waren. Die Mitarbeiter der Schule zeigten den Professor*innen die neuen und modernen Einrichtungen in den Klassenzimmern, in denen sie sich mit den Studierenden treffen und unterhalten würden.

Jeder der Professor*innen hielt einen kurzen Vortrag über seine/ihre eigene Zeit am Hölderlin Gymnasium, sowie ihren anschließenden beruflichen Werdegang . Die Schülerinnen und Schüler zeigten großes Interesse und hatten viele Fragen über die akademische Laufbahn und die aktuelle Forschung der Gäste.

Prof. Dr. Petra Schwille erklärt den Schülern der Hölderlin-Gymnasium die Verbindung zwischen Biologie und Physik.

Prof. Dr. Petra Schwille erklärt den Schülern der Hölderlin-Gymnasium die Verbindung zwischen Biologie und Physik. © Foto: David Plessy

Petra Schwille sprach über ihre Forschung zu Proteinen und Bakterien und erklärte, wie diese uns helfen können, den Ursprung des Lebens besser zu verstehen.

Frank Wilhelm-Mauch hielt einen Vortrag über Quantencomputer, Passwortsicherheit und die Funktionsweise der Quantenkommunikation. Für diese Demonstration benutzte er einen Laser mit Polarisationsfiltern aus dem Physiklabor und übersetzte die Konzepte der Quantenkommunikation in Karten, die für ein Spiel benutzt werden konnten.

Reinhold Egger berichtete in seinem Vortrag von irrationalen Zahlen und davon, wie man mit ihrer Unterstützung bestimmte Probleme in der Mathematik umgehen kann, z.B. die Darstellung eines Kreises in einem mathematischen Diagramm. Er scherzte, dass es in der Wissenschaft kein „man kann nicht“ gäbe – stattdessen würden Wissenschaftler die Dinge einfach so definieren, dass „man kann“.

Ein Student nahm dies zum Anlass, um zu fragen, ob man daher auch durch Null dividieren könnte. Nachdem er einen Moment gezögert hatte, antwortete Reinhold Egger:
„Ja… solange die Zahl, die oben steht, auch Null ist“.

Darüber hinaus kommentierte der Physiker auch die Schwierigkeiten seines Feldes – etwa, dass wir nur 5% der Energie/Materie im Universum kennen und das dadurch entstehende Gefühl, durch mehr Erfahrung nur zu lernen, wie viel wir noch nicht wissen.

Die Studenten zeigten sich während der Vorträge der Professor*innen sehr interessiert, es wurden mehrere Fragen gestellt, auf die die Professor*innen manchmal gemeinsam antworteten. Es folgten einige lange und aufschlussreiche Diskussionen.

Nachdem die drei Professor*innen präsentiert hatten, hatte jeder Schüler die Gelegenheit, sich vorzustellen und zu beschreiben, warum er Physik studieren wollte. Zwei der Schüler kamen sogar extra aus einem Nachbardorf, in dem sich nicht genügend Schüler für Physik interessierten, so dass die Schule den Leistungskurs nicht anbieten konnte.

Im Gegensatz zu einer typischen Unterrichtsstunde in einer Gymnasialklasse, nach der die meisten Schüler schnell nach Hause verschwinden und anschließende Erkundigungen eher selten sind, gab es keinen Mangel an Rückfragen an die Professor*innen. Petra Schwille gab gerne Auskunft zum Schnittpunkt von Physik und Biologie und sprach außerdem über Themen wie DNA-Origami. Die Diskussion drehte sich auch um die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern in der Wissenschaft, spezifisch in der Physik, und den geringen Anteil von Frauen in Physikstudiengängen und -karrieren, insbesondere in Deutschland. Diese Dynamik wurde auch durch das Geschlechterverhältnis sowohl bei den sprechenden Professor*innen, als auch bei den Schülern im Klassenzimmer deutlich. Zu diesem Thema gaben Petra Schwille und auch die beiden anwesenden Physik-Lehrerinnen einige Anregungen und sprachen auch über eigene Erfahrungen und Kritikpunkte.

Die abwechslungsreiche Mischung aus Kritiken, Fragen und Diskussionen während des Heimspiels am Abend und des Schultages am nächsten Morgen sorgte für eine sehr erfolgreiche Veranstaltung, die sicher vielen Besuchern und Schülern im Gedächtnis bleiben wird. Weitere Informationen zu dieser Veranstaltung finden Sie außerdem auf der ML4Q Website:

https://ml4q.de/2023/12/18/heimspiel-in-lauffen-am-neckar-uberrascht-mit-uberwaltigendem-publikumsinteresse/

 

Autor: Clara Scholz und David Plessy, Universität Heidelberg

 

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